14. Mai 2025
Um zu verstehen, wie sich ein Leben mit Demenz anfühlt, braucht es mehr als nur medizinisches Wissen – es braucht Erfahrung. Das Dreifaltigkeits-Krankenhaus Wesseling hat genau das möglich gemacht: Mit dem Einsatz eines Demenzsimulators wurde Mitarbeitenden und Angehörigen die Möglichkeit gegeben, die Welt mit den Augen eines demenzerkrankten Menschen zu erleben – und zu spüren, wie tiefgreifend die Auswirkungen dieser Erkrankung den Alltag verändern.
In einem eigens vorbereiteten Parcours durchliefen die Teilnehmenden 13 Alltagssituationen, die für Menschen mit Demenz zur täglichen Herausforderung werden: vom Anziehen, über die Frühstücksvorbereitung, das Einkaufen, Kochen und Backen, die Mahlzeiten, das Verhalten im Straßenverkehr und die Orientierung in der Stadt oder bei einer Büro- oder Haushaltstätigkeit bis hin zum Erschöpfungsgefühl am Ende des Tages.
Die Aufgaben wirkten zunächst simpel – doch durch spezielle Brillen, Handschuhe und optische Verzerrungen veränderte sich die Wahrnehmung gravierend. „Schon beim Anziehen kamen viele ins Straucheln. Alles dauert länger, einfache Bewegungen gelingen nicht, und schnell stellen sich Frustration und Unsicherheit ein“, beschreibt eine Teilnehmerin ihre Erfahrung. Gerade die Diskrepanz zwischen dem eigenen Anspruch und der tatsächlichen Fähigkeit, etwas scheinbar Alltägliches zu bewältigen, erzeugte intensive emotionale Reaktionen: Verwirrung, Wut, Scham – und schließlich auch Resignation. Genau das erleben viele Menschen mit Demenz Tag für Tag.
Begleitet wurde die Simulation durch Frau Ute Hauck und Frau Susanne Mohs von der Fachstelle für Senioren der Stadt Wesseling, die die Teilnehmenden anleiteten und im Anschluss für Austausch und Reflexion zur Verfügung standen. Vera Mutwil, Demenzbeauftragte im Dreifaltigkeits-Krankenhaus, betonte den Wert dieser Erfahrung: „Wenn wir auch nur einen Bruchteil dessen nachspüren, was Menschen mit Demenz täglich empfinden, dann verändert das unseren Blick – und unsere Haltung. Genau das brauchen wir für eine wirklich demenzsensible Versorgung: mehr Verständnis, mehr Geduld und mehr echte Nähe.“
Mit dieser eindrucksvollen Maßnahme leistet das Krankenhaus einen Beitrag zur Sensibilisierung für Demenz – und unterstreicht sein Engagement, den Menschen auch jenseits der medizinischen Diagnose zu sehen und zu begleiten.